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CanoScan D1250U2 wieder flott machen

Samstag, 3. März 2012 | Autor:

ACHTUNG! Nach­ma­chen auf eige­ne Gefahr. Zieht vor Bas­te­lei­en den Ste­cker her­aus – bas­telt nicht an Pla­ti­nen rum, die unter Span­nung stehen!

Mir wur­de vor einer Wei­le ein alten Scan­ner über­las­sen. Eine tol­le Sache eigent­lich, denn einen Scan­ner kann man ja immer gebrau­chen! Lei­der ging das Teil nicht. Das heißt: Am Anfang schon… so halb. Ein gro­ßes Pro­blem war, einen Trei­ber zu fin­den. Irgend­wie lief er dann irgend­wann, brauch­te aber eini­ge Anläu­fe, bevor er einen „erfolg­rei­chen“ Durch­lauf hin bekam und ein Bild ausspuckte:

Bun­te Strei­fen obwohl nichts im Scan­ner liegt – schlecht.

Okay­y­yy… das kann nicht gesund sein.

Wäh­rend ich noch pro­biert habe, ob man das mit Pho­to­shop weg­fil­tern kann (kann man übri­gens nicht), stieg der Scan­ner völ­lig aus. Beim nächs­ten Lauf hielt er ein­fach an–

kei­ner­lei Reak­ti­on. Super! :/

Reparatur

Plan A

Ein Jahr und einen Löt­kurs spä­ter, woll­te ich schau­en, ob man das Ding viel­leicht doch noch repa­rie­ren kann. Wäre ja gelacht! Und bei der LED-Lam­pe hat­te ich ja auch schon Glück gehabt! Ursprüng­lich ver­mu­te­te ich die Elek­tro­nik im Scan­ner, aber letzt­lich fand ich es ein­fa­cher, von vor­ne anzu­fan­gen – beim Netz­teil. Also Mul­ti­me­ter raus und geschaut, ob am Scan­ner-Ste­cker über­haupt noch Span­nung anliegt.

Der Ste­cker. Über der ent­spre­chen­den Dose am Scan­ner ist die Span­nung und Polung notiert. Die +12V lie­gen innen an dem Stift an, außen ist Masse.

Ha! Null Volt! Feh­ler­quel­le gefun­den! Nächs­te Sta­ti­on: Netz­teil öff­nen. Hm.. ja öhm. Die Din­ger sind ja eigent­lich nicht zum Öff­nen gedacht, haben gleich gar kei­ne Schrau­ben. Aaa­aber nach ganz viel gutem Zure­den, Strei­chel­ein­hei­ten und Mani­pu­la­tio­nen von gera­de­zu chir­ur­gi­scher Prä­zi­si­on … habe ich beschlos­sen das Ding mit Stech­bei­tel und Ham­mer bru­tal auf­zu­bre­chen. Ein paar Mal auf die Gren­ze zwi­schen bei­den Gehäu­se­tei­len ein­ge­wirkt, sprang es end­lich aus­ein­an­der – über­ra­schen­der­wei­se sogar ohne grö­ße­re Beschädigungen!

Das Netz­teil ist nur zusam­men­ge­steckt und ver­klebt. Das Öff­nen ist nicht vor­ge­se­hen – aus gutem Grund, denn drin­nen lie­gen schließ­lich 230V Wech­sel­strom an!

Innen sieht man schon das Mal­heur: Brau­ne Sup­pe über­all! Die kommt von einem aus­ge­lau­fe­nen Kon­den­sa­tor. Offen­bar sind Kon­den­sa­to­ren heut­zu­ta­ge einer der Haupt­grün­de für defek­te PC-Elek­tro­nik. Dazu gibt es übri­gens auf Wiki­books einen sehr schö­nen Arti­kel „War­um altern Computer?“

Brau­ne Sup­pe – auch für den Lai­en gut als Man­gel zu erkennen 😉

Die Pla­ti­ne von oben. Der Kon­den­sa­tor oben rechts (die metal­le­ne Ober­sei­te des brau­nen Zylin­ders) ist ausgelaufen.

Ruhe in Frie­den, klei­ner Elko :,(

WARNUNG: Auf der Pla­ti­ne befin­det sich ein fla­cher Kühl­kör­per. Die­ser fun­giert gleich­zei­tig als Lei­ter­bahn, sprich, steht ggf. unter Strom!

Es han­delt sich hier übri­gens um ein Schalt­netz­teil. Das ist im Wesent­li­chen eine effi­zi­enz­ge­stei­ger­te Modi­fi­ka­ti­on des Wald-und-Wie­sen-Trans­for­ma­tors aus dem Physikunterricht.

Mei­ne ers­te Idee zur Lösung des Pro­blems war natür­lich, den Kon­den­sa­tor aus­zu­tau­schen. Also das Ding her­aus­ge­lö­tet1 und ab zu Con­rad: „Ich hät­te ger­ne die­sen Kon­den­sa­tor in ganz“. Zack! Schon hat man für 60cent einen neu­en Kon­den­sa­tor! Ehr­lich gesagt kam ich mir da etwas schä­big vor. Das Her­aus­su­chen und Ver­pa­cken in die Anti-Dieb­stahl-Plas­tik­kis­te hat sicher mehr Per­so­nal­kos­ten ver­ur­sacht, als es Con­rad einbringt.

Lei­der hat der neue Elko auch nichts gebracht. Offen­bar hat es, als der Kon­den­sa­tor aus­hauch­te, noch min­des­tens zwei Tran­sis­to­ren mit in den Tod geris­sen. Das kann man mit der Dioden­mess­funk­ti­on des Mul­ti­me­ters tes­ten, wie mir ein in Elek­tro­tech­nik bewan­der­te­rer Kol­le­ge erzähl­te. Eigent­lich pein­lich, dass ich sowas selbst nicht weiß. Aber da fehlt mir ein­fach die prak­ti­sche Erfah­rung – wird schon noch 🙂

Da ich nicht wirk­lich Lust hat­te, nach­ein­an­der alle mög­li­chen Tran­sis­to­ren und womög­lich ande­res Zeug raus­zu­lö­ten und neu zu kau­fen, habe ich mich für Plan B entschieden.

Plan B

Der Scan­ner nimmt ja +12V Gleich­strom, hm? PC-Netz­tei­le lie­fern ihren Strom teil­wei­se über soge­nann­te Molex-Ste­cker, die über eine ihrer vier Adern +12V Gleich­strom aus­spu­cken 🙂 Alles was man also tun muss, ist, das Gleich­strom-Kabel  von der Pla­ti­ne abzu­lö­ten und des­sen Enden statt­des­sen an so einen Molex zu löten! Man muss ledig­lich auf die rich­ti­ge Polung ach­ten. Auf mei­ner Pla­ti­ne war die +12V-Ader  die äuße­re von bei­den. Die Ader für Masse/Minus war 1cm im Inne­ren der Pla­ti­ne angelötet:

Polung des Kabels – merken!

Das Plus-Ende kommt an den gel­ben Anschluss; das ande­re an einen der schwar­zen Anschlüs­se des Molex.

Ich habe die Kabel­en­den nicht direkt an einen Ste­cker im Rech­ner gelö­tet, son­dern an so eine Art Ver­län­ge­rungs­stück, das aus diver­sen Grün­den bei Netz­tei­len mit dabei ist. So kann ich mein Kabel im Zwei­fels­fall auch ein­fach wie­der abstöpseln 🙂

Nun noch im Rech­ner anschlie­ßen, das Kabel irgend­wo geschickt aus dem Gehäu­se her­aus­füh­ren und BÄM hat der Scan­ner wie­der Saft und war­tet auf wei­te­re Anweisungen 🙂

Software

Es gibt lei­der kei­ne 64bit-Trei­ber und auch für den 32bit-Trei­ber wür­de ich nicht wet­ten, dass er auf Sys­te­men neu­er als Win­dows XP läuft. Ohne pas­sen­den Trei­ber bekommt man diver­se selt­sa­me Feh­ler­mel­dun­gen wie „Zu wenig Spei­cher. Erhö­hen Sie den ver­füg­ba­ren Spei­cher. Der Scan­ner-Trei­ber wird geschlossen.“

Die Lösung für Leu­te, die kein Win­dows XP mehr betrei­ben: Eine vir­tu­el­le Maschi­ne neh­men! Wer Win­dows 7 benutzt, kann sich mög­li­cher­wei­se (hängt von der Edi­ti­on ab), XP Mode her­un­ter­la­den! Das ist eine kos­ten­lo­se offi­zi­ell von Micro­soft ange­bo­te­ne vir­tu­el­le Maschi­ne, auf der eben Win­dows XP läuft. Die­se Opti­on habe ich gewählt. Alter­na­tiv kann man sich die Vir­tu­al­Box her­un­ter­la­den, auf der man ein altes XP instal­lie­ren kann – sofern man noch irgend­wo eine alte Instal­la­ti­ons-CD findet.

Der neu­es­te Trei­ber hat die Num­mer 6.3.3 und ist auf der Canon-Web­site her­un­ter­zu­la­den: Deut­sche Ver­si­on, Eng­li­sche Ver­si­on, Über­sicht über alle Down­loads (man muss­te übri­gens unter „ande­re Model­le“ suchen, statt „Scan­ner“). Die Tool­box bekommt man auch dort, braucht man aber nicht, wenn man direkt aus ande­ren Pro­gram­men her­aus scannt.

XP soll­te das neue Gerät auto­ma­tisch erken­nen, sobald man es in der Vir­tu­el­len Maschi­ne „ange­schlos­sen“ hat. Im XP-Mode geht das über das USB-Menü in der blau­en Leis­te; in der Vir­tu­al­Box im Gerä­te-Menü in der Menü­leis­te.  Falls es das nicht tut, ist in die­sem Screen­shot auf­ge­zeigt, wie man unter XP neue Trei­ber installiert:

Start > Rechts­klick My Computer/Arbeitsplatz > Properties/Eigenschaften und dann dem Screen­shot folgen.

Jetzt  müss­te der Trei­ber funktionieren!

Wenn man das Scan­Gear-Pro­gramm benutzt, soll­te man noch ein Häk­chen set­zen bei: „Für erwei­ter­te Ein­stel­lun­gen Scan­ner-Trei­ber benut­zen“. Tut man dies nicht, hält der Scan­ner sich bis ans Ende der Tage mit der Licht­kor­rek­tur auf. Aber wenn man den Haken setzt, klappt es recht zügig. Wobei ich mich durch­aus auch an War­te­zei­ten um die zwei Minu­ten erin­nern kann – das war wohl nie eine Stär­ke die­ses Modells. Aber spä­tes­tens bei 10 Minu­ten ist was faul.

Fer­tig! Jetzt soll­te alles lau­fen! Ich hof­fe, ich konn­te hel­fen! Für Fra­gen, Lob und Kri­tik ste­hen die Kom­men­ta­re offen! 🙂

  1. Tipp: Zusam­men­ge­drück­te Pin­zet­te unter’s Bau­teil. So muss man nicht selbst wäh­rend des Lötens am Bau­teil zie­hen.
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