CCCamp11
Mittwoch, 24. August 2011 | Autor: Nico
Vorletzte Woche war das absolut geniale Chaos Communications Camp! Wer es nicht kennt: Das ist ein Festival von und für Geeks aller Art - „Hacker und assoziierte Lebensformen“. Es war echt super! Wenn man anderswo über spannende Probleme redet, die nicht in beispielsweise der Zeitung stehen, und man was cooles macht oder machen will, kommt ja meistens ungefähr folgende Reaktion:
Ahja…
…und wofür braucht man das?
Auf dem Camp dagegen ist es völlig anders! Man hat nur Leute um sich rum, die ebenso von Technik aller Arten begeistert sind wie man selbst, und kann auf einer ganz anderen Ebene miteinander reden. Sehr inspirierend! Hab auch mit @vlt direkt nen netten Zeltnachbar getroffen!
In diesen beiden Hangars fanden die Vorträge statt. Es war viel Spannendes dabei! Das Wetter war eher grau, aber meist trocken und von den Temperaturen her angenehm.
Da der Flugplatz heute ein Museum ist, stehen überall Helikopter, Flugzeuge, Kampfjets oder auch Raketenwerfer herum, die oft mit Lichtinstallationen oder auch Strickwerk dekoriert wurden. Umso mehr Strickerei, je länger das Camp ging - amüsant!
Was ein bisschen schade war, war die miese Akustik in den Hangars und die Unfähigkeit der Leute, klar in ein Mikrofon zu sprechen.
In einem der Hangars haben ein paar Schwalben mit ihrem Nest ein bisschen von den Vorträgen abgelenkt.
Im Zelt: Kiste mit Nahrung und Equipment; gleichzeitig Ablage fürs Notebook (im Falle von Überflutungen). Vorne die 6fach-Steckdose, die Laptops, Ladegeräte und eine Lampe betreibt. Es ist schon echt dekadent, in einem Zelt zu sitzen und diese ganzen typischen Entbehrlichkeiten schlicht nicht zu haben: Man hat einen regulären Strahler statt einer kleinen Taschenlampe - man hat Strom um Elektronik betreiben zu können. Es gibt Internet, sodass man sich die Vorträge aus den Hangars live via Ethernet in sein Zelt streamen konnte! Dabei isst man Schoki, trinkt Club-Mate… einfach toll!
An der Decke des Zelts hängt die r0ket - eine raketenförmige Prototyping-Platform mit Display, das den eigenen Namen anzeigen kann; auf dem man aber auch Space Invaders spielen kann! Bei welchem Festival bekommt man sowas cooles für seinen Eintritt?! 😀
Die R0ket kam übrigens von den Fpletz-Leuten, die auch eine Softeismaschine hatten! Yeah! 😀
Unser Datenklo. Innendrin ist kein Klo, sondern ein großer Switch, in den man sein Netzwerkkabel reinstecken kann. Aus der Lüftung schauen die ganzen nach außen geleiteten Patchkabel raus. Oben drauf unter einem schütztendem Eimer ist ein Wlan-Accesspoint. Strom kommt aus kleinen mobilen Stromkästen - die waren aber schnell voll, sodass wir uns beim benachbarten CTHN angestöpselt haben (Danke übrigens!).
Diese Infrastruktur ist durch verbuddelte Glasfaser und dicke Stromkabel miteinander verbunden.
Nur wenige Meter nördlich von unserem Zelt das der Hx² (Hack Square) inklusive einem großen Hardwarehackingzelt, wo man löten lernen konnte. Vor allem die lockere und vertrauensvolle Haltung dort war einfach fantastisch! Im Foto schwer zu sehen: Das ganze Zelt war voll mit großen Tischen und alle zwei Meter stand ein Lötkolben - bereit, benutzt zu werden. Auf dem Foto findet gerade ein Workshop statt. Der Macher dieser Workshops, Mitch Altman, hat auch einen Vortrag gegeben: „Giving great Workshops”. Den kann ich voll unterschreiben - vieles davon sehe/mache ich so auch im PS-Kurs!
Als ich dort war, war es schon etwas später am Abend und das Zelt halb leer. Ich bin also einfach in das Zelt rein:
Ich: Hi! I want to learn how to solder!
Jimmy: No problem - just get a kit and go ahead! (sinng.)
Ich habe dann im Zelt ein Kit gekauft. Ich war aber nicht sicher, welches ich nehmen sollte. Am Ende habe ich den Typen, der grade Verkaufsdienst schob, gefragt, mit dem Hinweis, Löten lernen zu wollen. Der verkaufte mir dann das LOL-Shield - ein 9x14-LED-Array! Die Bastelanleitung dazu gab’s auch auf der Website, sodass man bei seinen ersten Versuchen nicht allein gelassen wurde.
Das macht 252 Lötstellen, die alle relativ gleich sind, also gut zum Üben! Das Löten selbst war einfach. Überall lag eine gute Anleitung in Comic-Form herum und es war tatsächlich viel simpler, als ich immer dachte! Mir gegenüber saß ein angehender Informatikstudent, mit dem ich mich die Zeit über unterhalten habe. Er hat seinen eigenen Window-Manager für Linux programmiert! Wow. Ein anderer Typ, der zwar nicht zu den Hx²-Leuten gehörte, aber dort an seinem Audio-Zeugs-Prototyp werkelte, gab uns von seinem Lötzinn ab. Wie wir da so saßen passierte auch wieder mal eine dieser absurden Situationen, in denen zwei Deutsche auf Englisch miteinander reden, bis sie’s endlich merken. *gg* Wobei einmal auch ein Österreicher oder so kam, den ich echt schwer verstand obwohl der Deutsch sprach.
Das Löten war auf die Dauer ermüdend. Zum Glück war ich schon nach dem Kauf des Shields kurz zum Zelt zurück gegangen, um eine Flasche Club-Mate (ich hatte einen Kasten zum Camp mitgebracht) und nen Müsliriegel zu holen. Das Löten hat etwa 4h gedauert. Belastend ist vor allem, dass man die ganze Zeit auf dieses einförmige Raster aus Lötpunkten starrt. Aber am Ende war’s fertig und ich hab’s noch auf meinem Arduino getestet. 4 Lötpunkte mussten noch nachgearbeitet werden und bei der letzten Reihe LEDs hatte ich schlicht vergessen, die jeweils zweiten Beinchen auch noch anzulöten! Aber dann ging es 🙂 Das tolle hierbei: Nach so einer erfolgreichen Aktion kann man wirklich sagen: „Ja, ich kann löten.”
Im RFID-Zelt konnte ich über unsere Mensa/Uni-Karte lernen, dass die Verschlüsselung längst geknackt ist. Um vorher herauszufinden, ob es überhaupt eine RFID-Karte ist, haben die die Karte gegen einen Baustrahler gehalten, wodurch das Plastik meiner Karte ein bisschen aufgeweicht und verbogen wurde. Ein bleibendes Andenken - aber müsste eigentlich trotzdem noch funktionieren. (Nachtrag: Funktioniert noch einwandfrei.)
Die Hackers on a Plane haben gelegentlich kostenloses Essen ausgegeben! In diesem Fall Fusilli mit einer Soße aus Oliven, Parmesan und Oregano. Sehr lecker! Man konnte sich durch eine kleine Spende („so we can do it again in the future!“) erkenntlich zeigen, was selbst bei großzügiger Spende immer noch viel preiswerter war als das Essen, dass es kommerziell gab. Das waren meistens Großstadtpreise (~ 5€) für kleine Portionen und viel Warterei, die vor allem einer Camp-untypischen Desorganisation, besonders in den alternativ angehauchten Fressbuden, geschuldet war. Ein relativ gutes Preis-Leitungsverhältnis hatte dagegen der Bratwurst-Pommes-Stand! Auch der Pizzastand war noch okay, weil die kleinen Pizzen trotz allem gut schmeckten! Insgesamt werde ich beim nächsten Camp allerdings eigenes Equipment mitbringen, um mich ordentlich satt zu essen.
Der örtliche Real-Markt hatte sich schon voll auf’s Camp eingestellt. Direkt beim Eingang war eine Reihe Produkte aufgebaut: Grillgut, Cola, externe Festplatten etc., Isomatten, Zelte, Schlafsäcke, Gaskartuschen! Sogar Micro-USB-Kabel (zum Laden der r0ket und von Smartphones) gab es!
Der Foebud hat eine nette Mausefalle aufgebaut!
Hier sind noch ein paar Videos, die so ein bisschen was vom Camp zeigen:
- Eines der wenigen gut gemachten UAV-Videos: http://www.youtube.com/watch?v=BMuJ944DJgU
- http://www.youtube.com/watch?v=k_JWBtR-SaE
- Lichter in der Nacht: http://www.youtube.com/watch?v=iuwzzWuOOHk
- Guter Beitrag vom ZDF: http://www.youtube.com/watch?v=AMo85hLF4R8
Alles in allem echt ein lohnenswertes Erlebnis und ich werde in 4 Jahren sicher wieder kommen!