„Die Straße” von Cormac McCarthy
Sonntag, 5. Juni 2011 | Autor: Nico
Wenn er im Dunkel und in der Kälte der Nacht im Wald erwachte, streckte er den Arm aus, um das Kind zu berühren, das neben ihm schlief. Nächte, deren Dunkel alle Dunkelheit überstieg, und jeder Tag grauer als der vorangegangene.
So beginnt „Die Straße” von Cormac McCarthy. Ein Mann und sein Sohn ziehen durch eine verbrannte Welt, ohne Leben, ohne Mitgefühl. Essen gibt es nur, wenn sich in den verlassenen Häusern noch etwas finden lässt…
Erzählt wird fast ausschließlich vom Hier und Jetzt der beiden Protagonisten - kein Gestern - kein Morgen. Nur bruchstückhaft erfährt man etwas über die persönliche Vorgeschichte der beiden. Generell wird das Geschehen nicht groß kommentiert oder gar bewertet - die Geschichte spricht für sich. Eine Erzählweise, die den prekären Alltag in der dunkelsten Stunde perfekt widerspiegelt. Das Buch bleibt dabei stets detailliert und konsistent, das Handeln aller Personen nachvollziehbar, wobei die Handlung aber nie unnötig in die Länge gezogen wird. Auch der Gesamtumfang ist der Länge der Geschichte angemessen: 250 sehr flüssig zu lesende Seiten.
Insgesamt ein gutes Buch, das sich nicht auf seinem Szenario ausruht oder die hundertste Hollywood-Postapokalypse erzählt, sondern den Focus auf den einzelnen Menschen legt - was aus ihnen wird, wenn das eigene Überleben nicht mehr selbstverständlich ist.