Klimawandel
Montag, 14. März 2011 | Autor: Nico
Seit die Diskussion um den Klimawandel (neu) entfacht ist, geht sie mir auf die Nerven. Die Medien bringen nichts zu Stande außer überdrehtem Gefasel - dabei genannte Anzeichen für den Klimawandel sind meist normale Wetterphänomene oder Jahreszeiten. Dabei gab schon immer wärmere und weniger warme bzw. trockenere und feuchtere Sommer/Winter! Auch die Geschichte ist voll von extremem Wetter, das in Form von Dürren, Fluten, Kälte das Überleben der Menschen bedroht hat. Dagegen ist das bisschen Wind oder Sonne unserer Zeit fast schon harmlos. Außerdem gab es schon immer Warm- und Kaltzeiten, ohne dass Menschen irgendwas dazu getan hätten.
Jedoch… die meisten Leute, denen ich eine fundierte Meinung zutraute, schienen die These vom Klimawandel zu unterstützen. Klimaskeptiker waren kaum unter ihnen. Das musste natürlich nichts heißen, aber es stimmte mich nachdenklich.
Allerdings war ich inzwischen von beiden Parteien derart mit Argumenten, Gegenargumenten, Meinungen, Thesen und Einwänden zugemüllt worden, dass ich am Ende gar nichts mehr wusste und zu dem Thema kaum Stellung bezog.
Nachgedacht
Neulich Nachts lag ich wach da und in meinem Kopf schwirrten ungestört ein paar Gedanken umher… und plötzlich hatte ich das Gefühl, die Klimafrage selbst entscheiden zu können - für mich zumindest. Mit wenigen grundlegenden Überlegungen und ohne zu sehr auf die Aussagen der einen oder anderen Partei bauen zu müssen! Also fing ich an, nachzudenken…
Existenz der Erderwärmung
Die Temperatur der Erde wird seit geraumer Zeit gemessen und sie steigt. So eine Messung ist nun auch nicht wahnsinnig schwer, man braucht schließlich nur immer mal wieder auf ein Thermometer zu schauen, also bin ich davon aus gegangen, dass das ordentlich gemacht wurde.
Aber selbst wenn nicht - ich hatte, schon vor der Klimahysterie, immer mal wieder Vergleichs-Fotos von Gletschern gesehen, die zeigten, dass der entsprechende Gletscher sich in den letzten 100 Jahren für jeden sichtbar um mehrere hundert Meter, mitunter auch Kilometer, zurückgezogen hat. Auch in Grönland und der Arktis schmilzt Eis - in einem Ausmaß, dass darüber nachgedacht wird, das Polarmeer kommerziell zu befahren. Das sind Effekte, die ich ohne Mühe selbst sehen und als wahr erkennen kann.
Existenz des menschlichen Einflusses
Also stellte ich mir sofort Frage 2: Ist das unser Einfluss? Dass wir mit unseren Emissionen die Atmosphäre verändern ist jedenfalls nichts neues. Unsere Abgase blasen wir mit Schornsteinen gen Himmel wo sie chemische Prozesse beeinflussen oder in Gang setzen. Prozesse, die man problemlos experimentell nachvollziehen kann. Alles kein Hexenwerk. So sind die Auswirkungen von Treibhausgasen oder auch FCKWs und Co. seit Jahrzehnten Allgemeinwissen und werden in Schulbüchern vermittelt. Letztere wurden zugunsten der Ozonschicht bereits verbannt. Und auch wenn es noch Jahrzehnte dauern wird, bis es ganz geschlossen ist, so ist zumindest das Wachstum des Ozonlochs ersteinmal aufgehalten.
Auch wenn wir vielleicht nicht alles über die Atmosphäre wissen - Chemie und Physik sind absolut fähig, die schädlichen Folgen der Stoffe, die wir seit Generationen in die Atmosphäre blasen, experimentell zu erzeugen und zu messen.
Als Realitätsabgleich lohnt sich ein Blick auf unseren Nachbarplaneten - die Venus. Ihre Atmosphäre besteht hauptsächlich aus CO2 und obwohl die Helligkeit auf der Oberfläche etwa der eines bewölkten Tags auf der Erde gleicht, ist es dort dank Treibhauseffekt über 400°C heiß.
Ausmaß des menschlichen Einflusses
Nagut, aber wie stark ist unser Einfluss? Wir stellen uns die Atmosphäre immer als unermesslich groß vor, unendlich fast! Wie könnten wir paar Hanseln also die Atmosphäre eines ganzen Planeten verändern?
Tatsächlich ist die Atmosphäre sehr dünn - kaum ein Schleier um unseren Planeten. Und nur die untersten sechs Kilometer dieses Schleiers sind bewohnbar1. Schon unsere Berge ragen über diesen Bereich hinaus.
Das simpelste Maß für „Einfluss” schien mir die Menge an Emmissionen zu sein, mit der wir die Atmosphäre füllen. Für eine realitätsnahe Abschätzung dachte ich zuerst an Schornsteine. Diese Dinger blasen jede Sekunde einige Kubikmeter irgendwelcher Gase in die Atmosphäre. Wenn man das auf zehn Jahre rechnet, kommt man auf etliche Kubik-Kilometer für einen einzelnen Schornstein. Aber ein Vergleich der Volumina klappt nicht gut, denn die Atmosphäre hat kein fest definiertes Volumen - das wäre ein zu wackliges Argument gewesen.
Ich überlegte mir, dass man stattdessen mit der Masse der Atmosphäre rechnen könnte. Die beträgt 5 · 1015 Tonnen. Wir stoßen momentan etwa 30 · 109t/a CO2 aus2.
Mal angenommen der Anstieg ist die letzen 70 Jahre ungefähr linear3, dann haben wir bisher ungefähr 30 · 109t/a · 70a / 2 = 1050 · 109t = 1012t CO2 in die Luft geblasen4. Das ist größenordnungsmäßig ungefähr ein Promill der gesamten Atmosphäre.
Ist das für die Erderwärmung nun viel? Wenn man sich die abgebildete Kurve anschaut, sieht man, dass wir in nur hundert Jahren so viel CO2 freigesetzt haben, wie es sonst nur während beginnenden Warmzeiten über einen Zeitraum von einigen tausend Jahren geschieht - das ist viel.
Können wir aber dieser Kurve trauen? Sie zeigt einen Konzentrationsanstieg von zirka 100 ppm5, also in etwa 0,1 Promill. Nachdem wir oben ausgerechnet haben, dass wir bereits zehnmal so viel, nämlich 1 Promill in die Atmosphäre geblasen haben, erscheint die Kurve absolut plausibel.
Experimente
Fazit: Veränderung der Atmosphäre und damit Klimawandel findet statt und ist wahrscheinlich unsere Schuld.
Zwar kann man immer noch sagen „Das ist aber kein Beweis!”. Um diesen zu erhalten würden wir zwei Kopien unserer Erde machen und ein Experiment durchführen. Eine Kopie würden wir weiter machen lassen wie bisher, der anderen würden wir Treibhausgase verbieten. Dann hätten wir einen experimentellen Beweis!
Leider haben wir aber nur eine einzige Erde, und mit der möchte ich, angesichts der zu erwartenden Folgen, nicht länger experimentieren.
- wp:Effects_of_high_altitude_on_humans Über den ersten 6km kommt auch nicht mehr viel. Schon ab 7km fängt man an „abzubauen” bis man entweder absteigt oder eben stirbt. ↩
- Diese Zahl habe ich nicht selbst ermittelt, deswegen ist hier eine grobe Nachprüfung notwendig. Schauen wir nur mal auf den KfZ-Kraftstoffverbrauch in Deutschland. Das sind ca. 170Mio Liter pro Tag. Bei einer Dichte von 0,75kg/L und 356 Tagen macht das 4,65 · 107t. Allerdings: Kraftstoff besteht aus Kohlenwasserstoffen. Ketten, deren Kettenglieder im Wesentlichen aus einem Kohlenstoff und zwei Wasserstoffatomen bestehen. Ersteres hat eine Atommasse von 12, letztere zusammen 2. Damit sinkt die Masse, die uns interessiert auf ungefähr 4 · 107t. Zu diesem Kohlenstoffmolekül gesellen sich bei der Verbrennung zu CO2 noch das O2-Molekül, dieses hat eine Atommasse von 32. Die Masse des entstandenen CO2 ist also das (32+12)/12-fache unserer 4 · 107t. Das macht 1,46 · 108t. Damit sind wir schon gut in der Nähe der genannten Zahl. Wenn man jetzt noch an Kohle denkt (ca. 5 · 108t CO2), sowie Gas und Kerosin - und außerdem bedenkt, dass diese Werte nur Deutschland beinhalten, dann kann ich die 30-Milliarden-Zahl von der Größenordnung her als plausibel akzeptieren. ↩
- d.h. seit 1940. Das kann man in diesem Diagramm: wp:File:Global_Carbon_Emissions.svg gut sehen ↩
- Das ist einfach die Formel für die Fläche des Dreiecks. ↩
- parts per million ↩