Macht der Banken - Was kann ich selbst überhaupt tun?
Sonntag, 16. Oktober 2011 | Autor: Nico
Gestern fragte korbinian auf Twitter, völlig zurecht:
Was konkret fordern die
#occupier denn eigentlich? Oder is das wieder nur so eine Empörungsshow wie der Echtedemokratiejetzt-Flop?
Letztlich geht es darum, die Macht der Banken zu beschneiden. Aber warum haben die Banken überhaupt Macht? Im Grunde ja nur, weil wir Ihnen unser Geld anvertraut haben. Wenn nun einer Bank die Pleite droht, ist der Staat erpresst: Rettet er die Bank, kostet es absurde Mengen Steuergeld, das anderswo fehlt - zum Beispiel in den Sozialkassen. Rettet er die Bank nicht, verlieren Bürger ihr Erspartes. Wobei hier in Deutschland die Sozialsysteme so stark sind, dass dies bei kleineren Banken wahrscheinlich verschmerzbar wäre. Man könnte als Staat auch hingehen und sagen: Die Bank geht jetzt halt pleite - aber wir geben unser Geld nicht der Bank, sondern direkt ihren Kunden!
Aber ich bin ja nun leider nicht der unumstrittene Herrscher Deutschlands, sondern nur ein normaler Bürger. Sagen wir mal, ich möchte dennoch einen konkreten, wenn auch kleinen Beitrag dazu leisten, den Banken ein Stück ihrer Macht zu entreißen…
Kein Geld - keine Macht
Die erste Idee wäre natürlich, all mein Geld abzubuchen und unter’s Kopfkissen zu legen. Wenn die Bank kein Geld mehr hat, kann sie den Staat (oder mich) auch nicht mehr erpressen! Aber was würde tatsächlich passieren, wenn wir alle das tun? Die Bank wäre gezwungen, uns Bargeld auszuhändigen. Das geht nur begrenzt, denn die Banken haben unser Geld natürlich gewinnbringend (mehr oder minder) angelegt. Man sollte sich also vielleicht nur die Hälfte seiner Einlagen auszahlen lassen und die ganze Aktion über mehrere Monate verteilen, sodass die Bank Zeit bekommt, ihre Anlagen in liquide Mittel umzuwandeln.
Durch die Forderung nach Bargeld könnte die Bank sich nicht damit herausreden, dass irgend ein Wertpapier ja diesen und jenen Wert habe und so schon irgendwie alles okay wäre, sondern wäre gezwungen, dieses Wertpapier tatsächlich zu realem Geld zu machen. Am Ende würden zwei Dinge geschehen. Erstens: Was ist der tatsächliche Marktwert der Wertpapiere? Wenn alle Banken gezwungen sind, die Hälfte davon zu verkaufen, würde man schnell merken, welche Hälfte das ist und schauen, weshalb genau diesen Papieren nicht getraut wird. Es wäre eine Welt mit etwas mehr gesunder Skepsis. Zweitens: Die Banken würden sich vielleicht genauer überlegen, was sie mit ihrem nun rarer gewordenen Kapital tun. Wem sie Kredite geben.
Aber will ich mein Geld überhaupt in Bar unterm Kopfkissen haben? Eigentlich nicht. Wo parke ich mein Geld dann? Ich will es einer Bank geben, die damit nicht zockt, die diesen Mist schlicht nicht mitmacht! Aber gibt es solche Banken? Die Krise hat doch gezeigt, dass sich nahezu jede irgendwelche Schrott-Papiere hat andrehen lassen. Vielleicht sollte man mal ein Ranking der am wenigsten spekulativsten Banken erstellen. Außerdem sollte ich mein Geld auf mehrere Banken verteilen, sodass ich auch dann noch Geld habe, wenn eine davon pleite geht.
Mit Markt aber ohne Banken?
Aber vielleicht geht es auch ohne „den Markt” einfach nicht, insbesondere solang es Inflation gibt, die mein Geld entwertet, wenn es tatenlos herumliegt. Was dann? Vor ein paar Jahren hätte ich vielleicht gesagt: Lass ma die Profis machen! Aber da sich durch die Krise herausgestellt hat, dass die Profis unser System einfach nur ins Verderben stürzen, sollte ich das wohl lieber nicht tun. Ich würde selbst entscheiden, wie ich mein Geld anlege. Dadurch nimmt man zwar auch wieder an diesem ganzen Kapitalmarkt-Irrsinn teil, aber immerhin hat man die Banken ausgeklammert.
Oder?
Wem gehört ein Wertpapier, dass ich über das Online-Brokerage meiner Bank ordere? Bin ich wirklich selbst der Eigentümer? Oder gehört es in Wirklichkeit der Bank und sie leitet lediglich die Gewinne an mich weiter? Wem zum Henker gehört eigentlich dieser ganze Kram, den ich für Mein halte? Nächste Frage: Angenommen ich selbst bin der Eigentümer. Wenn diese Bank pleite geht, habe ich nichts in der Hand, das mich als Besitzer dieser Wertpapiere ausweisen würde. Man kann sich, so weit ich weiß, Aktien auch schriftlich aushändigen lassen - kostet aber extra und die Gebühr ist, wenn ich mich richtig erinnere, nicht gering.
Angenommen, ich bleibe bei meiner Bank. Dann sollte ich vielleicht einen Teil meiner Einlagen raus nehmen und davon Aktien der Bank kaufen. Dann habe ich zwar etwas mehr Risiko, aber andererseits auch ein Stimmrecht! Wenn alle Bankkunden das täten, könnte man einen Repräsentanten auf die Hauptversammlung schicken, der dann dort mit unserer Mehrheit dafür sorgt, dass Dividenden nicht ausgeschüttet werden, und die Bank allgemein keinen risikoreichen Kurs fährt. Es wäre eine Art Bürger-Bank.
Warum ich mir überhaupt so viele Gedanken mache?
Meine Eltern hatten in meinem Namen ein paar Fonds-Anteile gekauft. (Keine große Summe, aber genug, dass es mich geärgert hat.) Dieser Fond war stärker abgestürzt als der DAX - Ein Minus von über 50%! Das interessanteste aber war die Reaktion des Sparkassenberaters, der versuchte, die Qualität des Fonds zu verteidigen:
Dieser Fonds wäre auch für die Altersvorsorge zugelassen gewesen.