Wieviel Qualität braucht man?
Montag, 4. April 2011 | Autor: Nico
Eigentlich macht es mir Spaß, neue Dinge zu kaufen. Klar - wer gibt nicht gerne Geld aus? Hier etwas nützliches für den Haushalt, da ein neues Lebensmittel, dort ein neues Elektrogerät. Leider gibt es da ein Problem: Ich versuche, bei beschränktem Budget die bestmögliche Kaufentscheidung zu treffen. Welches Produkt hat also das beste Preis-Leistungs-Verhältnis? Eine Frage, deren Antwort nahezu immer völlig unklar ist.
Qualität oder Low-Cost?
Ich weiß gar nicht so genau warum, aber irgendwie bin ich ein Qualitätsjunkie. Billiger Mist kotzt mich an ärgert mich. So denkt aber offenbar nicht jeder. Ich kenne Leute - wenn man die nicht zwingt, Qualität zu kaufen, holen die den allerletzen Krempel. Dabei sind das Leute, die es sich leisten können.
Auf der anderen Seite möchte ich natürlich nicht viel Geld ausgeben. Das von mir gewählte Budget ist regelmäßig deutlich kleiner als der tatsächliche Preis.
Das Internet ist meist auch keine Hilfe, denn die Leute ringen hier oft ebenso verzweifelt um den Qualitätsbegriff wie ich selbst.
Meist gibt es dann zwei Fraktionen. Auf der einen Seite die Enthusiasten:
Das ist alles Schrott. Gute Messer … fangen erst bei $hoherPreis€ an.
Auf der anderen Seite die Sparer:
Ich habe ein billiges Messer und das tut’s auch.
Leider kann man beides gleichzeitig sein. Mitunter hat man so Bereiche im Leben, in denen man grundsätzlich nur zum Allerbesten greift, und andere Bereiche, in denen man sich mit extrem niedriger Qualität rumschlägt. Meistens macht das auch gar keine Probleme - es spiegelt eben die Prioritäten wieder, die man mit der Zeit entwickelt hat. Problematisch wird es, wenn man sich auf unbekanntes Terrain begibt - typischerweise wenn man etwas zum ersten Mal kauft. Dann will man beides gleichzeitig sein - aber man muss sich für eines entscheiden.
Eskalierende Ansprüche
Es gibt noch ein Problem. Oft verfeinert sich die eigene Wahrnehmung von Qualität ja erst mit der Erfahrung. So geht es mir mit Audio-Technik. Lange Zeit hatte ich nur zwei billige Quäker als PC-Lautsprecher. Dann ein paar recht preiswerte Sennheiser-Kopfhörer. Dann eine Teufel-Anlage und neulich habe ich In-Ears für 70€ gekauft. Eigentlich verrückt, so viel Geld auszugeben, wo sich doch noch vor wenigen Jahren ein Paar 10-Euro-Lautsprecher gut genug anfühlten!
So geht es mir nicht nur mit Audio, sondern eigentlich in allen Bereichen des Lebens - auch beim Blick auf mein eigenes Tun.
Aber ist das das Ziel im Leben? Meine Sinne zu schärfen, um Mängel besser zu sehen? Um Dinge zu kritisieren? Macht mich das glücklich?
Ich denke nicht. Es führt allenfalls dazu, dass ich immer mehr Geld ausgebe um einen dauernd eskalierenden Qualitätsanspruch zu befriedigen.
Tausche Geld gegen Nicht-entscheiden-müssen
Intuitiv würde man sagen: Der Ausweg lautet Preis-Leistungs-Verhältnis. Man muss eine Grenze ziehen, die einem das meiste Glück bringt. Allerdings, und ich weiß nicht, ob das so sein sollte, verschiebt sich diese Grenze offenbar im Laufe des Lebens. Als Kind habe ich mich echt gefreut, wenn ich in einem Einkaufswagen ein vergessenes Eine-Mark-Stück fand. Ich befürchtete aber, dass ich diese Wertschätzung für solche kleinen Beträge verlieren würde.
Leider ist genau das nun eingetreten.
Warum?
Ich weiß nicht so genau. Meine These ist die, dass man sich durch etwas mehr Toleranz beim Preis von der Bürde der Entscheidung freikauft. Aus allen Produkten das optimale Produkt zu finden ist eine Aufgabe, mit deren Lösung man Monate zubringen kann. Das kostet Nerven, Lebenszeit und muss noch nicht mal von Erfolg gekrönt sein. Warum vermindert Geld dieses Problem? Je höher die Preiskategorie, in der man sucht, desto kleiner ist die Auswahl. Außerdem steigt mit dem Preis das Vertrauen, mitunter auch die Wahrscheinlichkeit, dass man Qualität bekommt.
Fazit
Ich habe noch immer keine Ahnung, was ich tun soll. Gut möglich, dass es gar keine allgemeine Strategie gegen dieses Problem gibt. Vielleicht sollte man sich auch einfach nicht so viele Gedanken darüber machen.