Abschiedsbrief - Hintergründe, Gedanken
Donnerstag, 23. November 2006 | Autor: Nico
Worum es geht sollte klar sein - der Amokläufer von Emsdetten schrieb einen Abschiedsbrief, der seine Gründe offenlegt. Es macht meiner Meinung nach wesentlich mehr Sinn den mal gewissenhaft zu lesen, als sich die Schuld einfach auf „Killerspiele” zu schieben und zu hoffen, dass die Mehrheit der Wähler diesen Unsinn schluckt.
Also hier mal meine Gedanken dazu, manches macht durchaus Sinn, das meiste allerdings nicht. Die folgenden Kommentare zeigen vor allem auf, welches Argument warum unsinnig ist. Ich denke diese Auseinandersetzung muss stattfinden um Menschen zu zeigen, warum diese Art mit seinem und dem Leben anderer umzugehen nur oberflächlich Sinn zu machen scheint:
Wenn man weiss, dass man in seinem Leben nicht mehr Glücklich werden kann, und sich von Tag zu Tag die Gründe dafür häufen, dann bleibt einem nichts anderes übrig als aus diesem Leben zu verschwinden. Und dafür habe ich mich entschieden. Es gibt vielleicht Leute die hätten weiter gemacht, hätten sich gedacht „das wird schon”, aber das wird es nicht.
Ich vermute, dass er mit dieser Meinung nicht allein ist. Im Grunde könnte man ihn irgendwo verstehen. Aber Selbstmord ist das eine - andere zu verletzen oder gar versuchen sie mit in den Tod zu reißen etwas anderes.
Man hat mir gesagt ich muss zur Schule gehen, um für mein leben zu lernen, um später ein schönes Leben führen zu können. Aber was bringt einem das dickste Auto, das grösste Haus, die schönste Frau, wenn es letztendlich sowieso für’n Arsch ist. Wenn deine Frau beginnt dich zu hassen, wenn dein Auto Benzin verbraucht das du nicht zahlen kannst, und wenn du niemanden hast der dich in deinem scheiss Haus besuchen kommt!
Das einzigste was ich intensiv in der Schule beigebracht bekommen habe war, das ich ein Verlierer bin. Für die ersten jahre an der GSS stimmt das sogar, ich war der Konsumgeilheit verfallen, habe anach gestrebt Freunde zu bekommen, Menschen die dich nicht als Person, sondern als Statussymbol sehen.
Hier spielen wohl Erfahrungen eine Rolle - ich kann nicht beurteilen wie schlimm es für ihn war, kann mir aber schon vorstellen. Besonders in der „Kultur” des Hip Hop wird ein unrealer Lebensstil vorgelebt, Geld, Autos, Kohle… eine vergängliche Hülle, die sich die Leute überstreifen. Sicher, nur in Musikvideos. Aber es überträgt sich auf die reale Welt. Respektlose, teils sehr junge Jugendliche, deren Arroganz keine Grenzen zu kennen scheint. Die sich über Statussymbole identifizieren - Handys, Klamotten, Computer.
Natürlich - alles kein Problem wenn man Freunde hat, da gibt es kein Mobbing. Aber er hatte eben keine echten Freunde (so scheint es), er wurde gemobbt.
Aber dann bin ich aufgewacht! Ich erkannte das die Welt wie sie mir erschien nicht existiert, das ie eine Illusion war, die hauptsächlich von den Medien erzeugt wurde. Ich merkte mehr und mehr in was für einer Welt ich mich befand. Eine Welt in der Geld alles regiert, selbst in der Schule ging es nur darum. Man musste das neuste Handy haben, die neusten Klamotten, und die richtigen „Freunde”. hat man eines davon nicht ist man es nicht wert beachtet zu werden. Und diese Menschen nennt man Jocks. Jocks sind alle, die meinen aufgrund von teuren Klamotten oder schönen Mädchen an der Seite über anderen zu stehen. Ich verabscheue diese Menschen,
Auch das ist wahr, die Macht beispielsweise der Bild ist erschreckend groß. Lügen und Verleumdung an der Tagesordnung. Genug Leute lesen Bild und glauben sogar deren Inhalt, übernehmen die Meinung der Bild. Das Leben wird von den Medien bestimmt. Natürlich spielt auch Geld eine Rolle. In Zeiten in denen Unternehmen selbst profitable Standorte schließen weil diese zwar Gewinn abwerfen, aber nicht genug für den Shareholder-Value (der Wert eines Unternehmens/seiner Aktien) des Unternehmens. Dann werden diese geschlossen um den Aktionären einen prozentual höheren Gewinn bieten zu können.
Doch hier übersieht Sebastian wieder etwas: Diese Menschen, die er verabscheut sind, wie er, Kinder, respektive Jugendliche die auch Produkte Ihrer Umgebung sind. Sie sind nicht schuld an der Gesellschaft, die sie widerspiegeln. Sie dafür zu hassen macht keinen Sinn. Warum hasst er sie? Würde es nicht reichen sie nicht zu mögen? Vermutlich spielt Mobbing auch hier eine Rolle.
nein, ich verabscheue Menschen.
Von Schülern auf alle Menschheit schließen? Schüler sind wie gesagt zu einem wesentlichen Teil von der Gesellschaft bestimmt. Man könnte also von Schülern in gewissem Maße auf die Eltern und den Rest der Gesellschaft schließen.
Allerdings nur, wenn man alle Schüler kennt. Wäre er nur mit mehr netten Menschen zusammengekommen. Er hatte gekämpft, musste mehrmals Klassenstufen wiederholen, aber er hatte sich immer wieder aufgerappelt. Dennoch hat er scheinbar keine Freunde gefunden, die seine Ansichten teilten, ihn nicht für einen Deppen hielten. Insofern haben seine Mitschüler wohl auch Anteil an der zerrütteten Psyche Sebastians.
Ich habe in den 18 Jahren meines Lebens erfahren müssen, das man nur Glücklich werden kann, wenn man sich der Masse fügt, der Gesellschaft anpasst. Aber das konnte und wollte ich nicht. Ich bin frei! Niemand darf in mein Leben eingreifen, und tut er es doch hat er die Konsequenzen zu tragen! Kein Politiker hat das Recht Gesetze zu erlassen, die mir Dinge verbieten, Kein Bulle hat das Recht mir meine Waffe wegzunehmen, schon gar nicht während er seine am Gürtel trägt.
Anarchismus… Anarchismus funktioniert nicht. Ich denke das ist ein allgemeines Phänomen - Menschen mit diesen Ansichten wissen nichts zu schätzen. Sie denken alles im Leben gehört jedem. Würden sie ein eigenes Land haben um dies auszuleben wäre es nach kürzester Zeit ein Land ohne Strom, ohne Nahrung.
Wozu das alles? Wozu soll ich arbeiten? Damit ich mich kaputtmaloche um mit 65 in den Ruhestand zugehen und 5 Jahre später abzukratzen? Warum soll ich mich noch anstrengen irgendetwas zu erreichen, wenn es letztendlich sowieso für’n Arsch ist weil ich früher oder später krepiere?
Man könnte ja annehmen das sei jetzt interessant. Bei näherem Hinsehen ist es jedoch nur Fauheit zumal er Schüler war und sich nie „kaputtmaloche[n]” musste. Er hat sich in seinem Hass wohl auch nicht wirklich Gedanken gemacht sonst wäre ihm eingefallen, dass er vermutlich bis 67 hätte arbeiten müssen.
Ich kann ein Haus bauen, Kinder bekommen und was weiss ich nicht alles. Aber wozu? Das Haus wird irgendwann abgerissen, und die Kinder sterben auch mal. Was hat denn das Leben bitte für einen Sinn? Keinen! Also muss man seinem Leben einen Sinn geben, und das mache ich nicht indem ich einem überbezahlten Chef im Arsch rumkrieche oder mich von Faschisten verarschen lasse die mir erzählen wollen wir leben in einer Volksherrschaft.
Wer die Möglichkeiten der Demokratie natürlich derartig ignoriert dem ist nicht zu helfen. Der Kommentar zum überbezahlten Chef ist im Grunde wieder diese „Alles Scheiße”-Mentalität, obwohl er vermutlich nie längere Zeit überhaupt einen Job=Chef hatte und somit wieder lediglich die Meinung der Umwelt aufgenommen hat, die er angeblich so hasst. Warum nimmt er die Meinung an von Leuten, die seiner Meinung nach ihrerseits keine Ahnung haben und nur Marionetten der Mode/Werbung/Medien sind?
Nein, es gibt für mich jetzt noch eine Möglichkeit meinem Leben einen Sinn zu geben, und die werde ich nicht wie alle anderen zuvor verschwenden! Vielleicht hätte mein Leben komplett anders verlaufen können. Aber die Gesellschaft hat nunmal keinen Platz für Individualisten. Ich meine richtige Individualisten, Leute die selbst denken, und nicht solche „Ich trage ein Nietenarmband und bin alternativ” Idioten!
Ihr habt diese Schlacht begonnen, nicht ich. Meine Handlungen sind ein Resultat eurer Welt, eine Welt die mich nicht sein lassen will wie ich bin. Ihr habt euch über mich lustig gemacht, dasselbe habe ich nun mit euch getan, ich hatte nur einen ganz anderen Humor!
Von 1994 bis 2003/2004 war es auch mein Bestreben, Freunde zu haben, Spass zu haben. Als ich dann 1998 auf die GSS kam, fing es an mit den Statussymbolen, Kleidung, Freunde, Handy usw.. Dann bin ich wach geworden. Mir wurde bewusst das ich mein Leben lang der Dumme für andere war, und man sich über mich lustig machte. Und ich habe mir Rache geschworen!
Diese Rache wird so brutal und rücksichtslos ausgeführt werden, dass euch das Blut in den Adern gefriert. Bevor ich gehe, werde ich euch einen Denkzettel verpassen, damit mich nie wieder ein Mensch vergisst!
Ich will das ihr erkennt, das niemand das Recht hat unter einem faschistischen Deckmantel aus Gesetz und Religion in fremdes Leben einzugreifen!
Ich will das sich mein Gesicht in eure Köpfe einbrennt!
Ich will nicht länger davon laufen!
Ich will meinen Teil zur Revolution der Ausgestossenen beitragen!
Ich will R A C H E !
Ich habe darüber nachgedacht, dass die meisten der Schüler die mich gedemütigt haben schon von der GSS abgegangen sind. Dazu habe ich zwei Dinge zu sagen:
1. Ich ging nicht nur in eine klasse, nein, ich ging auf die ganze Schule. Die Menschen die sich auf der Schule befinden, sind in keinem Falle unschuldig! Niemand ist das! In deren Köpfen läuft das selbe Programm welches auch bei den früheren Jahrgängen lief! Ich bin der Virus der diese Programme zerstören will, es ist völlig irrelewand wo ich da anfange.
2. Ein Grossteil meiner Rache wird sich auf das Lehrpersonal richten, denn das sind Menschen die gegen meinen Willen in mein Leben eingegriffen haben, und geholfen haben mich dahin zu stellen, wo ich jetzt stehe; Auf dem Schlachtfeld! Diese Lehrer befinden sich so gut wie alle noch auf dieser verdammten schule!
Das Leben wie es heute täglich stattfindet ist wohl das armseeligste was die Welt zu bieten hat! S.A.A.R.T. - Schule, Ausbildung, Arbeit, Rente, Tod Das ist der Lebenslauf eines „normalen” Menschen heutzutage. Aber was ist eigentlich normal?
Als normal wird das bezeichnet, was von der Gesellschaft erwartet wird. Somit werden heutzutage Punks, Penner, Mörder, Gothics, Schwule usw. als unnormal bezeichnet, weil sie den allgemeinen Vorstellungen der Gesellschaft nicht gerecht werden, können oder wollen. Ich scheiss auf euch! Jeder hat frei zu sein! Gebt jedem eine Waffe und die Probleme unter den Menschen lösen sich ohne jedliche Einmischung Dritter. Wenn jemand stirbt, dann ist er halt tot. Und? Der Tod gehört zum Leben! Kommen die Angehörigen mit dem Verlust nicht klar, können sie Selbstmord begehen, niemand hindert sie daran!
Und was ist mit den Opfern, die die ihre Freiheit zu Leben wahrnehmen möchten? Diese Freiheit hat er versucht andern Leuten zu nehmen.
S.A.A.R.T. beginnt mit dem 6. Lebensjahr hier in Deutschland, mit der Einschulung. Das Kind begibt sich auf seine perönliche Sozialisationsstrecke, und wird in den darauffolgenden Jahren gezwungen sich der Allgemeinheit, der Mehrheit anzupassen. Lehnt es dies ab, schalten sich Lehrer, Eltern, und nicht zuletzt die Polizei ein. Schulpflicht ist die Schönrede von Schulzwang, denn man wird ja gezwungen zur Schule zu gehen.
Wer gezwungen wird, verliert ein Stück seiner Freiheit. Man wird gezwungen Steuern zu zahlen, man wird gezwungen Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten, man wird gezwungen dies zu tun, man wird gewzungen das zu tun. Ergo: Keine Freiheit!
Und sowas nennt man dann Volksherrschaft. Wenn das Volk hier herrschen würde, hiesse es Anarchie!
WERDET ENDLICH WACH - GEHT AUF DIE STRASSE - DAS HAT IN DEUTSCHLAND SCHONMAL FUNKTIONIERT!
Wieder ein Mensch mehr, der nur das Negative sehen will - unglaublich wertvolle Freiheiten, für die unsere Vorfahren tatsächlich gekämpft haben, ignoriert er - die Grundrechte, die Menschenrechte! Er will sein Recht zu Leben, auf Gesundheit, sein Recht auf Würde, dass er doch so sehr sucht(!) fallen lassen für eine Welt der Anarchie. Er hat wohl nicht nachgedacht.
Nach meiner Tat werden wieder irgendwelche fetten Politiker dumme Sprüche klopfen wie „Wir halten nun alle zusammen” oder „Wir müssen gemeinsam versuchen dies durchzustehen”. Doch das machen sie nur um Aufmerksmakeit zu bekommen, um sich selbst als die Lösung zu präsentieren. Auf der GSS war es genauso… niemals lässt sich dieses fette Stück Scheisse von Rektorin blicken, aber wenn Theater- aufführungen sind, dann steht sie als erste mit einem breiten Grinsen auf der Bühne und präsentiert sich der Masse!
Wäre sie andersrum öfters präsent gewesen hätte er sich auch beschwert: dass sie stattdessen lieber hätte arbeiten sollen.
Nazis, HipHoper, Türken, Staat, Staatsdiener, Gläubige…einfach alle sind zum kotzen und müssen vernichtet werden! (Den begriff „Türken” benutze ich für alle HipHopMuchels und Kleingangster; Sie kommen nach Deutschland weil die Bedingungen bei ihnen zu hause zu schlecht sind, weil Krieg ist… und dann kommen Sie nach Deutschland, dem Sozialamt der Welt, und lassne hier die Sau raus. Sie sollten alle vergast werden! Keine Juden, keine Neger, keine Holländer, aber Muchels! ICH BIN KEIN SCHEISS NAZI)
Tatsächlich belasten Ausländer die Sozialsysteme eher weniger als der Rest des Volkes! Hier fällt er auf die Manipulation durch Medien und Politiker herein, gegen die er sich eigentlich ausspricht. Er will frei sein, unabhängig von dem was andere versuchen ihm einzuimpfen - aber er tut Nichts dafür. Er ist selbst von einer Vielzahl von Vorurteilen geprägt.
Ich hasse euch und eure Art! Ihr müsst alle sterben!
Seit meinem 6. Lebensjahr wurde ich von euch allen verarscht! Nun müsst ihr dafür bezahlen!
Weil ich weiss das die Fascholizei meine Videos, Schulhefte, Tagebücher, einfach alles, nicht veröffentlichen will, habe ich das selbst in die Hand genommen.
Als letztes möchte ich den Menschen die mir was bedeuten, oder die jemals gut zu mir waren, danken, und mich für all dies Entschuldigen!
Tragisch, dass es so wenige waren.
Ich bin weg…
Letztendlich ein Zeugnis von fatalem Irrglauben - Irrglaube, der die Basis bildet für seinen Hass. Womöglich wäre alles anders gelaufen, wenn er sich nciht nur beschwert, sondern etwas getan hätte - etwas anderes.