Rückblick: Firefox vs. Internet Explorer
Sonntag, 11. März 2007 | Autor: Nico
Vor etwa 3 Jahren trat der beliebte Browser Firefox langsam aber sicher seinen Siegeszug an. Was 2004 dann in den Foren geschah war allerdings wenig erfreulich.
Eins vorneweg: Firefox ist sicherer als der Internet Explorer 6, schon immer gewesen. Der Grund liegt auf der Hand. Nach dem ersten Browserkrieg gegen Netscape war der IE6 praktisch ohne Konkurrenz und Microsoft stellte die Arbeit an dem Browser mehr oder minder ein. Sicherheitslücken wurden nicht wirklich behandelt. Der IE galt bis zum Ende als unsicher. Noch 2006 und sicher auch heute noch war/ist der IE mit erheblichen Sicherheitslücken belastet.
Aber zurück ins Jahr 2004. Es hätte alles so gut laufen können. Einige User nutzen FF und empfehlen den Browser Freunden oder Bekannten im Netz weiter. Aber viele FF-Fans beließen es nicht bei freundlichen Empfehlungen:
lol, es gibt immer noch leute die IE benutzen?
naja, selbst schuld würd ich sagen
In solchen Meinungsäußerungen wurden typischerweise keinerlei Argumente abgegeben. Und wenn, dann waren es ein dutzend Argumente, von denen fast alle an den Haaren herbeigezogen waren. Argumente gegen Firefox - und die gibt es - wurden verschwiegen oder kleingeredet. Kommentare wie dieser zeigen schon die unglaubliche Arroganz einiger damaliger FF-Verfechter, aber auch das war nicht genug.
Ihrerseits Sprüche wie „Optimiert für Internet Explorer 6 und 1024×768” ablehnend, schreckten sie andererseits nicht davor zurück, ihre Seiten mit dem selben Spruch in FF-Variante zu schmücken. Der Gipfel der Propaganda: Seiten, die einen IE-Nutzer mittels Skript erkennen, und ihm direkt ins Gesicht sagen, dass er lieber FF nutzen sollte. Dann noch ein Link zu einer Seite mit den typischen halbwahren Argumenten und fertig ist die Rundum-Werbung.
Ok, mich zwingt keiner, auf deren Seiten zu gehen oder mit ihnen darüber zu diskutieren - denkste. Wer keine Lust hatte, das leidige Thema zum hundertsten Mal durchzukauen sagte das am Anfang des Threads. Die Reaktion darauf war üblicherweise nicht etwa, dass dieser Wunsch respektiert wurde, nein.
Aber warum kannst du nicht auf den IE verzichten? Firefox ist doch ein super Browser und nicht so anfällig wie der IE!
User A hat ein Problem: und bitte nichts wie „steig auf xxx” um (opera,netscape,firefox,…)
User B: steig auf firefox um
Ich denke es ist klar wo hier die Schwierigkeiten lagen:
- „Nimm Firefox!” statt konstruktive Lösungsvorschläge.
- Wer nicht drüber reden will, wird ignoriert und erst Recht genervt.
Natürlich wurde sich nicht damit zufrieden gegeben, jeden IE-Nutzer auf der eigenen Website, in den Threads, in Chats etc. zu nerven. Darüber hinaus kamen auch Threads auf, die nur darauf abzielten, dass der IE Schwachstellen hat. Etwa Bilder, die das CD-Laufwerk öffnen oder ähnliche Spielereien. Oder es wurden eigens Threads aufgemacht um auf die so-und-so-vielte Sicherheitslücke des IE aufmerksam zu machen.
Jetzt aber mal ran an den Speck, es gab auch Menschen, die Argumente vorgebracht haben.
- Tabbed Browsing/Popup-Blocker/dieses und jenes Feature - konnte IE auch, zum Beispiel mit Avant Browser, dieser bot und bietet nicht nur tabbed browsing, sondern auch die Such-Leiste, Vollbildmodus, Mausgesten und überhaupt alle wichtigen FF-Features. Nun meinten einige, dass wäre aber nicht standardmäßig im IE drin. Richtig, aber das sind die ganzen Extensions für FF auch nicht.
- Schneller Seitenaufbau - damals habe ich es getestet und der Geschwindigkeitsvorteil stellte sich bei mir einfach nicht ein.
- FF ist stabiler - Bei mir ist der FF mindestens genauso oft abgestürzt, wie der IE.
- Sicherer - Das ist das eine Argument, das stimmt. Wobei es allerdings auch genug Leute gibt, die nie irgend ein Sicherheitsproblem mit dem IE hatten.
- Seiten werden falsch dargestellt
Punkt 5 war neben der Sicherheit eines der am häufigsten herangezogenen Gründe für Firefox. Wenn man jedoch ernsthaft darüber nachdenkt kommt man zu der Frage: Wer entscheidet, wann eine Seite korrekt dargestellt wird?
Beispiel alt-Tag. Vor Firefox zeigten Browser den Inhalt dieses Tags beim Drüberfahren mit der Maus an. Dazu war alt nicht gedacht, aber ist das ein Grund, diese bewährte Konvention „falsch” zu nennen? Und wenn eine Seite von IE und FF unterschiedlich dargestellt wird - welche Darstellung ist richtig?
Was damals nicht eingesehen wurde: „Den Standard” gibt es gar nicht. Das W3C gibt lediglich Empfehlungen heraus, keine Standards. Das heißt der Firefox hielt/hält sich an eine Empfehlung. Und der IE hielt sich eben an irgend eine andere Empfehlung.
Argument der FFler, wenn eine Seite nicht auf dem FF lief: „Gute Seiten laufen auf allen Browsern. Man kann nicht einfach für einen Browser entwickeln und die anderen ignorieren.” Dieses (gute!) Argument schien aber nur für den Firefox zu gelten, funktionierte eine Seite nur auf dem Firefox war plötzlich keine Rede mehr davon. Seiten wurden konsequent am IE vorbei-entwickelt, statt den Rat zu befolgen, den man vorher noch gegen IE eingesetzt hatte.
Ein Argument gegen Firefox, welches dessen Anhängerschaft natürlich nie erwähnte: Er frisst wesentlich mehr Resourcen. Eventuelle Geschwindigkeitsvorteile durch Prefetching werden mit Systemresourcen teuer erkauft. Typischerweise tolerieren die Fans das beim Firefox, tritt es aber bei Windows auf, dann ist Resourcenverschwendung plötzlich ganz schlimm.
Letztendlich war die Diskussion damals der reinste Irrsinn. Nichts gegen Firefox - Firefox ist sicherer, aber die Überheblichkeit, die manche Menschen an den Tag legten, verblüfft mich noch heute.