Unscharfe Smartphone-Fotos
Dienstag, 3. Mai 2011 | Autor: Nico
Seit einigen Monaten habe ich ja mein erstes Smartphone und was mich am meisten enttäuscht hat, ist die Kamera. Ich habe echt keine Ahnung, warum die Hersteller es für eine gute Idee halten, über jedes verdammte Bild einen Scharfzeichner zu jagen. Im Photoshopkurs sage ich zu dem Thema sinngemäß: Man kann den Schärfeeindruck ein bisschen verbessern - aber es wirkt keine Wunder. Wenn ein Bild wirklich unscharf ist, hilft nur, es erneut aufzunehmen.
Glücklicherweise kann man den Scharfzeichner abschalten. In der Kamera-App unter Menu > Bildanpassungen den Schärfe-Slider ganz nach unten ziehen. Bei mir ist das „-2”, aber ich denke, dass mit -2 hier tatsächlich 0 gemeint ist.
Ich habe mal zwei Testaufnahmen gemacht. Einmal ohne Scharfzeichner („-2”) und einmal mit Scharfzeichner auf Standardeinstellung („0”). Die folgenden Bilder sind Ausschnitte(!) der beiden Testfotos in Originalgröße:
Links sieht man eine Unschärfe mit einem Radius von etwa 2px (bei einer Bildgröße von 2000×2500px). Für Praxis bedeutet das, dass das Bild scharf wirkt, wenn man es vorher um 50%-25% verkleinert - gerne auch im Modus Nearest-Neighbor/Pixelwiederholung.
Rechts sieht man das selbe Motiv mit dem Scharfzeichner auf der standardmäßigen Stärke. Es wirkt schärfer - aber nun hat man das Problem der auffälligen weißen/schwarzen Ränder an den Stellen, an denen der Scharfzeichner zu Werke war. Statt 2px-Unschärfe haben wir jetzt 2px-Scharfzeichnungsartefakte, die außerdem recht ungleichmäßig sind und Kompressionsartefakte begünstigen. Wir gewinnen nichts - wir ersetzen nur ein Problem durch ein anderes. Wenn man das Bild auf 50%-25% verkleinert, fallen die Artefakte wiederum nicht ins Gewicht - aber nur sofern man etwas anderes als Nearest-Neighbor benutzt!
Unter Android scheint es allerdings nur Nearest-Neighbor als Verkleinerungsmethode zu geben, was ohnehin überschärfte Bilder nochmal ne Ecke schlimmer macht. Hier die per Nearest-Neighbor auf 25% verkleinerten Fotos. (Am besten draufklicken und in voller Größe anschauen.)
Das linke Bild sieht jetzt ganz passabel aus - das scharfgezeichnete hingegen absolut grausam.
Beiden gemeinsam ist, dass die Verkleinerung via Nearest-Neighbor das Bildrauschen eher noch hervorhebt. Hätte man einen weicheren, zum Beispiel bikubischen, Verkleinerungsmodus zur Verfügung, würde der das Rauschen eher lindern. Alternativ könnte man das Bild vor der Nearest-Neighbor-Verkleinerung weichzeichnen, was natürlich den Nachteil mit sich bringt, dass man noch mehr Unschärfe reinbringt.
Fazit
Es gibt folgende Optionen:
- Man postet das Photo scharfgezeichnet in voller Größe beim gewünschten Dienst - Twitpic, Flickr, etc. - und überlässt diesem das Erstellen der verkleinerten Versionen. In den kleinen Versionen sind dann sowohl Unschärfen, als auch Scharfzeichnungsartefakte nur noch subtil vorhanden.
- Man schaltet den Scharfzeichner ab - dann kann man auch die Nearest-Neighbor-Verkleinerung des Smartphones bedenkenlos nutzen. (wenn man mit einer leichten Verstärkung des Rauschens leben kann)
- Man fotografiert prinzipiell mit abgeschaltetem Scharfzeichner und macht alles in Photoshop.
Am besten wär’s natürlich, wenn die Bildverarbeitung auf Android endlich von dem verdammten Nearest Neighbor wegkäme! Das würde so ziemlich alle Probleme lösen.