Vista - The WTF Starts Now! (2)
Freitag, 2. Februar 2007 | Autor: Nico
Windows Vista, tja wie isses nun? Gestern habe ich wie gesagt Vista über MSDNAA runtergeladen. Hier nun mein kleiner Bericht zu Microsofts neuestem Hackerziel. Die Screenshots können teilweise recht groß sein, besonders natürlich die Vollbild-Fotos. Um neutral zu bleiben wollte ich die JPEGs auch nicht zu sehr komprimieren.
Die Installation kann wieder direkt aus XP heraus gestartet werden und ist ausgesprochen einfach, komplett mit grafischer Nutzeroberfläche. Lediglich um neue Partitionen anzulegen muss man von CD booten. Gedauert hat die ganze Prozedur nicht lang.
Windows bedankt sich nach der Installation auch brav.
Der erste Eindruck: Alles ist recht bunt, am auffälligsten ist die Sidebar, die man mit Rechtsklick und Auswahl der entsprechenden Option komfortabel entfernen kann.
Die spannende Frage: Braucht Vista wirklich derart krankhaft viel Resourcen? Strg+Altr+Entf funktioniert - das GUI verschwindet, ein kleines Menü erscheint ähnlich wie in früheren Windows-Versionen. Dort kann man unter anderem den Taskmanager auswählen.
Der Taskmanager hat sich, abgesehen vom Austausch der Anzeigen für Speicher und Auslagerungsdatei, nicht groß verändert. Auch andere Tools der ersten Stunde wie Notepad und Paint sind die alten geblieben. Ok, werfen wir einen Blick auf den Resourcenverbrauch. Fairerweise habe ich Windows vorher mal ne Minute völlig in Ruhe gelassen und habe auch vorher außer dem LogIn nichts gemacht. Der erste Screenshot zeigt Vista, der zweite XP Pro:
Da fällt das Urteil schon ziemlich eindeutig aus. In Sachen CPU schwankt die Prozentzahl immer etwas, insgesamt pendelt sie in XP aber enger um Null herum. Hier lohnt sich ein Blick auf den Graph: Vista braucht einfach einen Tick mehr. Besonders, wenn es im Hintergrund diverse Operationen, beispielsweise für die Suchfunktion ausführt, steigt die Auslastung durchaus auf 5%. Der PC ist mit einem Core 2 Duo 6300 ausgestattet, insofern an dieser Stelle kein Problem.
Wichtig ist natürlich auch die Speicherauslastung. Microsoft gibt 1 GB als Mindestanforderung an und die braucht man auch. Hat man beispielsweise nur 512 MB RAM, darf man wohl damit rechnen, dass Vista die völlig auffrisst.
Wobei Windows ja mitunter die Eigenschaft besitzt, je nach vorhandener Hardware, mehr oder weniger Resourcen zu verbrauchen. So konnte ich auch XP auf einem 650MHz/256MB-System betreiben, obwohl es auf dem neuen PC 350MB benötigt. Besitzer guter Festplatten aber wenig Speicher können möglicherweise auf die Auslagerungsdatei hoffen. Wobei allein die bei meinem Vista bereits ein halbes Gigabyte in Anspruch nimmt.
Relativ schnell trifft man auch auf den neuen Windows Explorer. Dabei fallen ersteinmal drei Dinge auf:
1. Alles ist bunter
2. Wie so viele Vista-Tools (siehe auch die für XP erhältlichen Mediaplayer 11 und IE7) hat der Explorer keine „Datei Bearbeiten …”-Leiste mehr. Will man die Optionen des Explorers ändern, kann man das jetzt - eigentlich logisch - in den Systemeinstellungen tun, zu denen man auch durch einen kurzen Klick kommt.
3. die neue Ordner-Navigationsleiste ist von Apple abgekupfert:
Praktisch: klickt man in das Feld, wird die Darstellung in den realen Pfad aufgelöst:
Nun zu etwas anderem: Nachdem ich Vista installiert hatte funktionierten von meinen 3 anderen installierten Betriebssystemen (XP Home, XP Pro, Fedora) noch genau Null.
(1h Gefummle später)
Das war ein bekannter Bug - geduldiges Editieren der boot.ini hat das Problem zum Teil gelöst. die beiden XPs tun wieder, wie ich jetzt an Fedora rankommen soll ist fraglich.
Seltsam war die Installation der WLAN-Treiber. Zunächst meinten die beiden Treiber die in Frage kämen, ich müsse ein anderes Windows haben. Praktischerweise bot Vista mir an, mit ominösen Defaultwerten dennoch eine Installatiion zu versuchen. Nachdem ich das gewohnheitsgemäß aus Angst vor Windows’ Zerstörungswut abgelehnt hatte stimmte ich dann zu - WLAN funktioniert nicht, also kann es kaum schlimmer werden. Ich war positiv überrascht, dass es einwandfrei ging 🙂 Und während das mitgelieferte Asus WiFi (WLAN auf PB5 Deluxe-Mainboard) mit dem Beta-Status-Programm keine stabile Verbindung zusammenbekam, schaffte Windows es ohne Probleme, nun da der Treiber installiert war.
Was bringt Vista denn so alles an Neuerungen mit?
Erster Punkt: Sicherheit. Hier hat man sich sichtlich bemüht Schadem vom System anzuwenden. Bei den meisten Installationroutinen fragt Vista nach im stile von: Haben Sie das Programm selbst gestartet und wollen sie das wirklich installieren? Ähnlich wie beispielsweise in Linux wird für viele Aktionen auch die Bestätigung des Administrators benötigt, bevor Zugriff auf Systemrelevante Einstellungen gewährt wird. Buttons, die zu solchen Situationen führen sind mit dem bereits aus späteren XPs bekannten Windowsfarbenen Schild gekennzeichnet.
Ist man der einzige Benutzer, so hat man natürlich Admin-Rechte. Dann genügt bei der Abfrage ein Klick auf Continue. Hat man diese nicht, muss man ein Admin-Passwort eingeben.
Auch bei Dateizugriffen ist Windows nun rigoroser. Die oben erwähnte boot.ini konnte erst bearbeitet werden, nachdem ich mich selbst als Besitzer eingetragen hatte. Dass Administratoren die entsprechenden Rechte hatten hat an dieser Stelle noch nicht ausgereicht.
Ob Vista auch vor Angriffen von Außen geschützt ist, wird sich hingegen erst noch zeigen müssen. Angesichts der 5 Jahre Entwicklungszeit bleibt die Hoffnung, dass Microsoft letztendlich ein System schaffen konnte, dass kein Scheunentor darstellt.
Zumindest ist der Softwaregigant recht gewissenhaft, wenn es um Updates geht. Gestern, also erst 2 Tage nach der Markteinführung standen bereits 9 empfohlene Updates zur Verfügung. Man kann nun ähnlich wie bei Rückrufaktionen großer Automobilhersteller darüber streiten ob das nun vorbildlich ist, oder lediglich symtomatisch für ein schlecht gebautes System.
Die schnell gefundenen Vorteile Vistas sind natürlich die des GUIs. Die Oberfläche ist sehr ansprechend gestaltet, die halbtransparenten Milchglas-Fensterrahmen beeinträchtigen den Überblick weniger, als man vermuten könnte.
Wer dennoch auf Aero verzichten will, hat die Wahl zwischen dem Vista und dem Classic (vor XP)-Theme. Außerdem kann man verschiedene Appearances einstellen. Insgesamt hat man so die Wahl zwischen 4 Stilen:
1. Aero
2. Vista Basic: Aero mit etwas weniger Grafikfirlefanz für ältere PCs
3a. Standard: Die klassische Windows-Oberfläche in freundlich-dezentem Beige-Grau.
3b. Classic: Die klassische Windows-Oberfläche in original langweiligem 50%-Grau
4. Eine interessante Schwarz-Weiß-Variante für Minimalisten
Die Wahl des Themes scheint jedoch den Resourcenverbrauch nicht bedeutend zu beeinflussen. Offenbar wälzt Vista diese Arbeiten komplett auf die Grafikkarte ab.
Kann man nun auch ältere Programme mit Vista verwenden? Rendern Programme wie Terragen schneller, so sie denn funktionieren? Terragen 2 Deep (mit Animation) ließ sich ohne Probleme installieren, zeigte allerdings Grafikfehler im Himmel der Vorschau. Das ist jedoch ungefährlich. Es fehlen lediglich die Hersteller-Treiber für die Grafikkarte - ein Phänomen, das auch beim Wechsel von meiner ATI auf die neue NVIDIA-Karte unter XP Professional auftrat.
Neue Treiber lösen das Problem. Viele Hersteller scheinen bereits rechtzeitig Treiber für Vista entwickelt zu haben. Zumindest hatte ich keine Probleme bisher. Dabei unterstützt Vista wie seine Vorgänger schon von sich aus eine ganze Palette Hardware.
Nun zur für einige sicherlich wichtigste Frage: Wie kommt Counter Strike Source mit Vista zurecht?
Es installiert problemlos, der Start ist schon kritischer. Offenbar muss man CSS als Adminitrator ausführen (Rechtsklick „Run as Administrator”), sonst passiert beim Doppelklick nichts. Einmal gestartet läuft alles gut. Lediglich die Framerate scheint nicht so hoch zu sein. Naheliegend ist der Grafik-Auslastungstest - das Ergebnis bei Vista: 50fps, bei XP: 120fps.
Hierzu muss man natürlich sagen, dass daran eventuell auch der Treiber schuld sein kann, denn der für Vista ist nicht der spezielle von MSI sondern ist ein Treiber für die 7900 GS im Allgemeinen.
Fazit:
Vista hat gute Ansätze. Aus Erfahrungen der Vergangenheit wurde gelernt, die Nutzbarkeit weiter verbessert, die Sicherheit wird ernster genommen. Objektives Manko ist sicherlich der Performanceverbrauch aber der wird in Zukunft ausgeglichen werden mit Systemen, die bewusst auf Vista-Kompatibilität getrimmt sind.
Ob Vista wirklich bestehen kann in der realen Welt in der Hacker, Cracker und Virenprogrammierer Windows in der Regel genauer unter die Lupe nehmen als es Microsoft lieb ist, muss sich erst noch zeigen. Die lange Entwicklungszeit macht Hoffnung, dass Microsoft sich Zeit genommen hat um etwas wirklich solides zu programmieren statt halbgare Aufgüsse uralten Codes zu fabrizieren.
Ich werde zunächst beim (relativ) resourcenschonenden XP bleiben, da Vista in meinen Augen noch nicht die besonderen Vorteile bietet, die mich zum Umstieg bewegen würden.