Eine kleine Grafik für die Wikipedia
Sonntag, 15. Januar 2012 | Autor: Nico
Diese Skizze war der Vorläufer zu einer Illustration, die sich bei Wikipedia jemand für den Artikel XX-Mann gewünscht hat. Im Gegensatz zu anderen meiner Ideen habe ich diese Skizze sogar tatsächlich umgesetzt 😉
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Der Schritt vom Notizzettelchen zur fertigen Illustration war gar nicht so groß! Wichtig war die Färbung – ohne Farbunterschied wäre nicht ersichtlich, dass ein Chromosomabschnitt getauscht wird. Dabei muss man darauf achten, dass auch die 10% Rot-Grün-Fehlsichtigen unter uns diese Farben unterscheiden können. Rot und Blau sind da aber wenig problematisch. Außerdem habe ich es so gedreht, dass die getauschten Stellen unterschiedlich hell sind, also hellblau im dunkleren violett und andersrum. Das hilft auch Normalsichtigen, dieses doch recht kleine Detail zu bemerken. Die Farben der Chromosomen korrespondieren auch zu den (mehr oder minder) klassischen Farben für die Geschlechter: das für Männer charakteristische Y-Chromosom (das trotz des Namens X-förmig ist) ist blau, die X-Chromosomen violett. Diese Zuordnung ist zwar nicht 100% korrekt, weil auch Männer ein X-Chromosom haben, aber es soll ja nur der Orientierung dienen. Zu guter Letzt: Um die beiden Chromosomhälften (Chromatiden) zu unterscheiden, sind sie verschieden hell. Die Linien zwischen den Phasen waren eigentlich Pfeile, aber da ist irgendwas schief gelaufen. Ich glaube aber, dass man trotzdem erkennt, wie es läuft 🙂
Prinzipiell geht es bei der Abbildung um die Frage, wie es denn kommt, dass manche Menschen Männer sind, obwohl ihnen das Y-Chromosom völlig fehlt und stattdessen, wie Frauen, zwei X-Chromosomen haben. Ein möglicher Mechanismus (das ist noch nicht abschließend geklärt) besteht darin, dass das für die Eigenschaft „Mann” verantwortliche Gen namens SRY durch einen zufälligen Austausch von Chromosomabschnitten auf ein X-Chromosom wechselt. Dieser Austausch nennt sich Crossing-over und passiert während der Meiose, sprich bei der Bildung der Keimzellen – der Spermien. Wenn das Spermium mit dem vermännlichten X eine Eizelle befruchtet, kommt es mit dem mütterlichen X-Chromosom zusammen und tataaa! Ein Mann mit zwei X-Chromosomen wird geboren! Dieses Spiel bleibt aber nicht ohne Nebenwirkungen. Der betroffene Mann ist zum Beispiel unfruchtbar.
Wie schon erwähnt ist nicht klar, ob das Syndrom wirklich so entsteht. Zur Recherche habe ich mir ein paar Publikationen angeschaut1 und mein Wissen über Meiose und anderes in dem wirklich tollen Einsteigermedizinbuch „Der Körper des Menschen“ von Faller und Schünke aufgefrischt. Das klingt jetzt ein bisschen nach Arbeit, aber tatsächlich macht dieses Forschen und Lernen für mich einen Großteil des Freude aus! Denn wenn man einen Sachverhalt illustriert oder visualisiert, macht man sich viel mehr Gedanken darüber, wie etwas ganz konkret funktioniert2
Ich hoffe ich kann mit der Skizze der ein oder anderen angehenden Medizinerin helfen, ein paar Minuten wertvoller Lernzeit zu sparen 😉
- Was auch nur geht, weil ich über die Uni an diese heran komme. In einer besseren Welt hätte uneingeschränkt jeder Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen! ↩
- In dieser Hinsicht ist es ein bisschen wie programmieren: Man kann Sachverhalte modellieren, mathematisch beschreiben und herleiten, aber ob und wie es tatsächlich funktioniert, merkt man erst, wenn man es konkret und eindeutig darstellen muss – und genau das muss man, wenn man etwas programmiert, oder eben illustriert! ↩
Thema: Leben und Erlebnisse, Projekte | Beitrag kommentieren